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Was ist das Gegenteil von Liebe?

Veröffentlicht am 10.09.2017

Spontan erhalte ich auf diese Frage meistens die Antwort "Hass". Die Wahrheit ist, dass Beides, also Liebe und Hass, starke Emotionen mit viel Energie sind. Die Energie wird nur in unterschiedliche Richtungen gelenkt. Das Gegenteil von Liebe und Hass ist völlige Energielosigkeit und somit Gleichgültigkeit.

Wenn ich ungerührt dabei zusehe, wie der LkW vor die Tür fährt, die Möbel einpackt werden und ich mir dabei überlege, was ich einkaufen muss oder was ich zum Abend esse während mein Partner mich verlässt, dann ist wohl der Punkt erreicht, wo alles vorbei ist. Keine Liebe, kein Hass - einfach vorbei.

 

Bevor Menschen bereit sind, sich in mediative Arbeit zu wagen, behaupten sie meist recht lange, dass das Thema, die Person oder Situation ihnen völlig egal sei - eigentlich. Uneigentlich finden sie jedoch keine Ruhe und verspüren den Drang, relativ häufig dem Umfeld über diese Person, dieses Thema oder diese Situation zu berichten, sich zu beschweren, zu jammern. Solange bis die guten Freunde, Kollegen oder Nachbarn sich ein Herz fassen und den Erzähler mit der unangenehmen Wahrheit konfrontieren, dass da wohl doch noch einiges an Energie und somit Interesse an Klärung drinsteckt.

Sind Menschen in mediativer Arbeit mit mir, sagen Sie mir zu Beginn der Einzelgespräche, aber auch oft noch in den Konfrontationen mit dem Gegenüber, dass sie nicht bereit sind, etwas zu diesem oder jenem Punkt zu sagen. Sie wollen eigentlich zu gar nichts etwas sagen. Dieses gar nichts sagen in den Einzelgesprächen dauert dann nicht selten 2 Stunden, in denen ich ausschließlich zuhöre und mir Notizen mache. Auch am Ende des Gesprächs kommt nicht selten der Satz..."aber wie gesagt, ich sage dazu sowieso nichts."

Überall da, wo Energie ist, ist auch Bedarf zur Klärung, Hoffnung und Interesse. Deshalb lohnt es sich, sich an einen gemeinsamen Tisch zu setzen und in einem geschützten Rahmen, in dem kein Risiko besteht, weitere Verletzungen erdulden zu müssen, miteinander auf Augenhöhe in den Dialog zu kommen.