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Lösungsfindung durch Auflösen eines Dilemmas, Teil 2 von 2

Veröffentlicht am 12.02.2018

Das Paar meines vorherigen Berichts war bereit, die Form loszulassen, um den Inhalt zu erhalten. Von Anfang an war klar, dass dies einem Experiment gleichkommt, von dem keiner der Beiden wusste, ob es gelingen wuerde. Im Laufe der darauf folgenden Wochen stellten sich wertvolle Erkenntnisse für beide Beteiligten ein.

Person A erkannte, dass ihr der Erhalt der äußeren Lebensformen, -rythmen, -rituale und -termine letztendlich wichtiger ist als die Liebe zum Gegenüber. Es galt für die Person A eine Entscheidung zu treffen. Die Liebe zum Gegenüber zu erhalten, hätte es notwendig gemacht, sich und das eigene Leben ein Stück weit zu verändern, sich weiter an die andere Lebenssituation anzunähern, anzupassen und auf etwas Neues einzulassen. An diesen Scheidepunkt geführt, hat die Person sich dafür entschieden, das Gegenüber los zu lassen und dafür die eigenen, äußeren "Lebensformen" stabil zu halten. Grund für diese existenzielle Entscheidung ist der eigene unverhältnismäßig große Bedarf an "Sicherheit" beziehungsweise der pathologische Bedarf an "Freiheit", sich vollkommen uneingeschränkt und maximal spontan durch sein Leben zu bewegen.

Feste äußere Strukturen vermitteln oft ein vermeintliches Gefühl von Sicherheit. Das Loslassen von festen äußeren Strukturen vermittelt dem Betroffenen, nichts mehr in der Hand und unter Kontrolle zu haben. Loslassen macht Angst. Eine Angst, die den Betroffenen lähmt, wahre Veränderung und Entwicklung verhindert. Nur der Gedanke an eine tiefgreifende Veränderung scheint wie ein lebensbedrohlicher Tsunami, den es unbedingt zu verhindern gilt.

 

Daher hat Person A sich letztendlich gegen die Beziehung, gegen Veränderung und somit für den Erhalt der eigenen, äußeren Sicherheitsstruktur entschieden. Viele Menschen können aus äußerer Sicherheit und vielen Strukturelementen Defizite in der inneren emotionalen Stabilität relativ gut auffangen oder zumindest kaschieren.

Natürlich gibt es für jede Entscheidung immer einen Preis zu zahlen. In diesem speziellen Fall bedeutet das Festhalten an der äußeren Sicherheit und der extrem ausgeprägte Wunsch nach uneingeschränkter persönlicher Freiheit eine verlorene Chance eine wirklich innige Beziehung einzugehen. Die Kombination dieser beiden oft kontroversen Bestrebungen "Sicherheit" und "Freiheit" führen zu stark oszilierendem Verhalten, was für das Gegenüber sehr schwierig zu handhaben ist.

Auch für Person B hat die Zeit des "Experiments" wichtige Erkenntnisse gebracht. Person B hat erkannt, dass die Liebe nicht die ist, die sie sich wünscht, denn im Vordergrund stand nicht sie als Mensch in der gemeinsamen Beziehung, sondern sie als Platzhalter für die Aufrechterhaltung der äußeren Formen von Person A. Im Grunde ging es nie um das sich Einlassen und Schaffen einer wirklich innigen Beziehung, sondern um das Ablaufen und Erfüllen eines äußeren Rahmens, um die Welt von A vermeintlich stabil zu halten. Person B wurde bewusst, dass die Beziehung im Grunde inhaltlos und somit für sie hohl war.

Das Erkennen des Dilemmas und die Phase des Experimentierens hat beiden Beteiligten dazu verholfen, Antworten darauf zu finden, weshalb die Beziehung nicht funktionieren konnte. Für Beide ist es nun wesentlich leichter mit der Beziehung abzuschließen und sich der Zukunft zuzuwenden.