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Co-Abhängigkeit zu "dunklen" Persönlichkeiten

Veröffentlicht am 23.08.2018

Vorspann:

Co-Abhängigkeit ist ein Begriff, der sich im Zusammenhang mit Suchterkrankungen Mitte des letzten Jahrhunderts entwickelt hat. Alkoholsuchterkrankten steht bereits seit 1935 das Netzwerk "AA" (anonyme Alkoholiker) zur Verfügung. Für unseren konfliktbezogenen Kontext relevanter ist die Tochterorganisation "CoDA" (Co-Dependents Anonymous, also die anonymen Co-Abhängigen). Diese Gruppen und ebenfalls anonymen Treffen gibt es überall da, wo es auch direkt Suchtbetroffene gibt. CoDA kümmert sich heute um jegliche Form von psycho-sozialen und emotionalen Co-Abhängigkeitsphänomenen. Co-Abhängige entwickeln ganz eigene Krankheitsbilder, die eigenständig therapiert werden müssen. Die gute Nachricht ist, dass Menschen aus Co-Abhängigkeit deutlich schneller herauskommen können als der tatsächlich Suchtbetroffene.

Wer mehr über die Ursprungsform der Co-Abhängigkeit wissen möchte, findet Informationen unter www.coda-deutschland.de.

Um Co-Abhängigkeit zu einer "dunklen" Persönlichkeit verstehen zu können, blickt man am besten zuerst auf die andere, nämlich positive Seite der Co-Abhängigkeit. Diese finden wir bei frisch Verliebten. In den ersten Wochen und Monaten geht bekanntlich die Biochemie mit uns durch. Wir schweben auf Wolke sieben, erleben einen emotionalen Höhenflug. Wir fühlen uns prickelnd animiert, sind bestens gelaunt, leistungsfähiger, kommen mit wenig Schlaf aus und könnten Bäume ausreißen. Unser Leben fühlt sich leicht, beschwingt und rundum glücklich an. Sorgen und Probleme treten in den Hintergrund oder werden zumindest nicht mehr im gleichen Maße belastend empfunden wie vorher. Im Grunde hat sich bis auf die Bekanntschaft mit einem Menschen objektiv in unserem Leben absolut nichts verändert. Wir erleben und bewerten es nur schlagartig anders, da ein völlig neuer Faktor, in diesem Fall Mensch, in unser Leben getreten ist.

Diesen Grundmechanismus mit entsprechender Dynamik gilt es im Kontakt mit "dunklen" Persönlichkeiten nun umzudrehen und in seinen fatalen Konsequenzen zu betrachten. Während uns die positive Variante zwar der Realität entrückt, kann sie uns jedoch nicht ernsthaft schaden. Die negative Variante verdient so viel Aufmerksamkeit, weil sie uns mittel- bis langfristig einen erheblichen, manchmal sogar irreversiblen Schaden zufügen kann.

Die Grundmechanismen und -dynamiken sind identisch. Auslösender und in diesem Fall krankmachender Impuls ist der Kontakt mit einer Person, deren Verhaltensweisen, Haltungen, Aktionen und Reaktionen von einem mehr oder weniger gestörten Eigenbild ausgehen. Es ist für das Gegenüber nicht entscheidend, ob die Person, mit der wir leben oder arbeiten, unnatürlich agiert aufgrund einer stoffgebundenen Sucht oder aufgrund eines gestörten Selbstbildes. Das zugrundeliegende Muster ist gleich. Entscheidend ist vielmehr, dass wir als Empfänger der Botschaften unnatürlichen, unstimmigen und widersprüchlichen Botschaften ausgesetzt sind. Bis zu einer bestimmten Qualität und Quantität können wir dies in der Regel als Tagesform des Anderen aushalten und uns selber immer wieder regulieren und stabilisieren.

Sind Intensität und/oder Häufigkeit der unnatürlichen Impulse unseres Gegenübers jedoch zu groß, schaffen wir es psychisch nicht innerhalb eines angemessenen Zeitfensters wieder zu Ruhe und Stabilität zu finden. Basis für das Erleben dieser destabilisierenden Impulse ist unsere naturgegebene Resonanzfähigkeit. Spiegelneurone in unserem Gehirn sind wertvolle Zellen, die uns zu mitfühlenden und empathischen Menschen machen. Sie befähigen uns, emotionale Botschaften zu dechiffrieren, zu interpretieren und dementsprechend zu handeln. Spiegelneurone müssen allerdings auch geschützt werden, denn sie machen uns verwundbar. 

Im Kontakt mit einer dunklen Persönlichkeit befinden wir uns quasi im Schlepptau eines Menschen, der uns in die Tiefen seiner eigenen Komplexe hinabzieht. Aus diesem Strudel gilt es sich rechtzeitig zu befreien, wenn wir keinen ernsthaften Schaden nehmen wollen.

Nachspann: Was heißt Schaden? Das Feld der möglichen Konsequenzen ist weit. Ursprünglich stabile Menschen verlieren ihre innere Balance, ihr Wertesystem gerät aus den Fugen, sie sind verunsichert, desorientiert und verlieren den Bezug zur eigenen Persönlichkeit, Identität, ihrem Willen, ihren Wünschen und Bedürfnissen. Im schlimmsten Fall werden sie aufgrund der inneren Zerrissenheit erst psychisch und dann auch physisch krank. Es gibt zahlreiche Symptome...Schlafstörungen, Schwindel, Kopfschmerzen, extreme Müdigkeitszustände (Erschöpfungsdepression), Einschränkung des Kurzzeitgedächtnisses, massive Konzentrationsprobleme, Einschränkung in der Leistungsfähigkeit, Schwierigkeiten, den Kontakt zu Freunden, Familie und im Arbeitsumfeld zu halten, Rückzug aus den bisherigen sozialen Kontakten, Verlust der inneren Ausgeglichenheit, Burn out und vieles vieles mehr.