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Lösungsfindung durch Auflösen eines Dilemmas, Teil 1 von 2

Veröffentlicht am 14.01.2018

Um in heiklen Beziehungsmomenten eine Lösung zu finden, ist nicht selten das grundsätzliche Auflösen von Dilemmasituationen zielführend. Klassische Dilemmasituationen bestehen meist zwischen "Mensch und Rolle", "Person und Thema" oder "Form und Inhalt". Der erste Schritt ist, das jeweilige Dilemma zu erkennen. Dazu sind die Betroffenen aufgrund der hohen emotionalen Verwicklung allein nicht in der Lage. Sobald das Dilemma jedoch erkannt wird, ergeben sich daraus neue Lösungsoptionen. 

 

Heute blicke ich auf einen Fall im privaten Umfeld. Ein Paar liebt sich, kommt jedoch in der Beziehung aufgrund bestimmter Rahmenbedingen, Lebenseinstellungen, Hobbies und Wertehaltung nicht gut miteinander aus. Beide erleben zahlreiche und intensive Momente der Irritation. Die emotionale Ebene ist stark, verbindend und stabilisierend. Der operative Lebens- und Handlungsrahmen trennend und belastend. Das Paar kann die Kluft nicht überwinden und trennt sich.

Nach der Trennung stellen Beide unabhängig voneinander fest, dass Trennung nicht die geeignete Lösung war. Es geht ihnen noch schlechter als zuvor. Die Sehnsucht nach dem Anderen ist belastender als alles andere vorher. Der äußere Lebens- und Handlungsrahmen ist durch die Trennung zwar wiederhergestellt, da Jeder nun wieder frei und nach individuellem Bedarf enscheidet und agiert, die innere, emotionale Balance ist jedoch verloren.

Meist glauben Menschen, dass das eine mit dem anderen, also emotionale und operative Verbindung doch verbunden sein müsste und somit beides auch funktionieren müsste. Diese Annahme ist falsch. In unserer sehr komplexen, anspruchsvollen und dynamischen Welt scheitern sehr viele Beziehungen an den äußeren Rahmenbedingungen, nicht an der emotionalen Verbindung.

Das Paar, von dem ich berichte, war sich des Dilemmas in dieser Form nicht vollumfänglich bewusst bzw. nicht in der Lage, damit zu arbeiten und einen Kompromiss herzustellen, der die emotionale Basis erhält. Beide versuchen nun die eigenen Erwartungen an bestimmte äußere "Formen" loszulassen, um herauszufinden, ob der "Inhalt", nämlich die Liebe, dann wieder gelebt werden kann. Die große Lehre des Lebens ist das Loslassen, heißt es. So versuchen diese beiden Menschen nun sehr viel loszulassen. Sie wollen sich von Gewohntem trennen, sich von Wünschen und Erwartungen, die ihnen natürlich erscheinen, verabschieden, um herauszufinden, ob sie ohne diese "Formen" leben können. Vielleicht hat dann der wertvolle "Inhalt", die Liebe, eine Chance und sie schaffen es, ihre Verbindung solange zu erhalten, bis sich die äußeren Formen wieder annähern können. 

Denn manchmal gilt es vor allem, Zeit zu gewinnen. Lebenswege verlaufen nicht immer parallel. Sie können sich phasenweise voneinander entfernen und zu einem späteren Zeitpunkt wieder nähern. Diese individuellen Schwingungen aufzunehmen und mitzugehen, ist eine große Leistung. Und es ist ein Ausdruck größter Liebe, wenn man die Verbindung in den Phasen der Entfernung nicht zerreißen lässt.