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"Das große Ziel unserer Bildung ist nicht Wissen, sondern Handeln."

Veröffentlicht am 08.10.2017

In mediativen Verfahren begegne ich Menschen weit außerhalb ihrer Komfortzone. Sie sind belastet, oft verzweifelt und sehen zunächst keinen Ausweg aus ihrer Lage. Oft fragen mich meine Kunden, wie die Chancen aussehen, wer schafft es, wer nicht?

Die Menschen, die es schaffen, sich aus der heiklen Situation zu lösen und voranzukommen, zeichnen sich meist durch zwei Wesenszüge aus, die ich gerne in zwei Zitaten formuliere.

1) Intelligenz ist die Fähigkeit zur Selbstkritik: Menschen, die aus Konflikten gut herauskommen sind bereit, schonungslos die eigenen Schwächen und Inkompetenzen zu betrachten. Sie haben keine Angst vor sich selber. Sie scheuen sich nicht vor Selbstkritik, sie schonen sich nicht und sie stellen zuallererst Ansprüche und Anforderungen an sich selber. Konfliktlösung beginnt nicht beim Gegenüber, sondern bei der eigenen Person. Erfolgreiche Konfliktlöser arbeiten konsequent und schonungslos am eigenen Verhalten. Sie lassen sich nicht selber billig davonkommen, während das Gegenüber mit Vorwürfen und Besserwisserei überhäuft wird.

Es ist eine absolute Stärke und Kompetenz in einer angespannten Situation, die das Potenzial zur Eskalation hat, einen Schritt aus sich selber heraus zu treten und von außen auf das eigene Handeln zu blicken. Aus der sogenannten zweiten oder vielleicht sogar dritten Position auf das eigene Verhalten schauen und feststellen, dass man es gelinde gesagt besser machen könnte, ist nicht selbstverständlich. Es ist eine Leistung. Es ist der erste von zwei essentiellen Schritten auf dem Weg der eigenen Verhaltensveränderung und damit der Konfliktlösung.

2) "Das große Ziel unserer Bildung ist nicht Wissen, sondern Handeln." sagt Herbert Spencer, englischer Philosoph und Soziologe. Es ist das Credo, nach dem ich seit vielen Jahren arbeite und lebe. Es ist der Anspruch, den ich an mich selber stelle.

 

Deutschland ist kein Land, in dem wir vorwiegend von Ackerbau oder Bodenschätzen leben. Deutschland ist ein Land, in der eine ausgeprägte Wissensgesellschaft lebt. Wir haben so viel Wissen, dass wir es ins Ausland exportieren können. Wieviel von diesem Wissen wenden wir jedoch in unserem täglichen Leben an? Es wird Sie nicht überraschen, wenn ich behaupte, sehr wenig.

Speziell im Bereich der Sozialkompetenz stehen uns viele Quellen zur Verfügung, aber wir setzen unser Wissen nicht ausreichend um. Oft beginnen Sätze meiner Kunden mit "Ich weiß, ich sollte..." oder "Ich könnte natürlich, aber...". Ich frage diese Kunden dann, was sie davon abhält, diese eine spezielle Sache zu tun. Die Antwort lautet meistens "Nichts!".

Es ist der eigene innere Schweinehund, die Faulheit und Bequemlichkeit, aber auch Angst vor dem, was danach kommt, das uns unser Wissen nicht anwenden lässt. Unsere mangelnde Durchlässigkeit, das Wissen in eine tiefere Ebene unseres Bewusstseins aufzunehmen, wo wir es nicht mehr ignorieren können, lässt uns in Passivität verharren.

 Die, die bereit sind, sich selber kritisch zu betrachten und die Erkenntnisse daraus zeitnah umzusetzen, das sind die Menschen, die sich dementsprechend schnell auch aus ihren Konflikten lösen, weil sie bereit sind, sich wirklich weiter zu entwickeln. So kommen sie aus Konflikten mit sich selber und Konflikten mit der Umgebung heraus.