UA-103792024-1
Ihre Browserversion ist veraltet. Wir empfehlen, Ihren Browser auf die neueste Version zu aktualisieren.

Intelligenz ist die Fähigkeit zur Selbstkritik

Veröffentlicht am 18.08.2017

In Zeiten, in denen wir in der Lage sind, auf dem Mond spazieren zu gehen, erscheint es uns oft schier unmöglich unseren Partner, Nachbarn oder Kollegen zu erreichen, die Kluft in der Familie zu überwinden. Welchen Nutzen hat die ganze Intelligenz dieser modernen Zivilisation, wenn wir sie nicht da einsetzen, wo wir sie am dringendsten benötigen, in unserem sozialen Umfeld?

Über meine Arbeitsjahrzehnte hinweg sind mir zahlreiche Definitionen für Intelligenz begegnet. Heute betrachte ich den berühmten IQ-Test als die Definition, die dem Inhalt von Intelligenz am wenigsten nahe kommt. Glücklicherweise hat die Wissenschaft dazugelernt und betrachtet ihn selber nur noch als Maßstab für die sogenannte Schulfähigkeit. Nicht mehr und nicht weniger.

Dann gibt es noch die emotionale Intelligenz, die auch vielerlei Interpretationen und Definitionen aufgedrückt bekommen hat. Und jetzt komme ich daher und stelle eine weitere Definition in den Raum. 

"Intelligenz ist die Fähigkeit zur Selbstkritik" hat ein von mir sehr geschätzter Kunde vor vielen Jahren behauptet. Die Behauptung hat mich unmittelbar angesprochen, ja regelrecht aufgewühlt. Ich bin ihr nachgegangen, ich habe sie von allen Seiten betrachtet, sie mit Erfahrungen und Wissensbausteinen verknüpft und hinterfragt. Ich sage ja zu dieser Definition. Sie begeistert mich. Ja, vor allem aus dem Blickwinkel meiner mediativen Berufserfahrung.

Menschen, die in der Lage sind, eigenes Handeln, die eigene Persönlichkeit, Auftreten, Verhalten, Wertewelt kritisch zu hinterfragen, leben Intelligenz. Selbstzufriedenheit, Faulheit, Bequemlichkeit oder Arroganz sind das Gegenteil von Intelligenz. 

Haben Sie sich nicht schon einmal reden hören und sich gleichzeitig gedacht, was für einen Mist rede ich da eigentlich gerade? Haben Sie sich nicht schon einmal dabei beobachtet oder ertappt, Dinge zu tun, die Sie eigentlich für verwerflich oder wenigstens für falsch halten? Diese Momente sind goldene Momente der Intelligenz. Nur leider schenken wir ihnen nicht genügend Aufmerksamkeit. Meist blenden wir diese innere Stimme wieder aus. Richtig wäre es, ihr nachzugehen, auf sie zu hören und sich zu fragen, was ist die Alternative zu dem, was ich gerade tue.

Immer dann, wenn Menschen, quasi von außen auf sich schauen, ihren inneren Dialog laut aussprechen, die Warnungen, Zweifel, Sorge, das Bauchgefühl laut aussprechen, immer dann entsteht die Chance, einen echten anderen Weg einzuschlagen. Dann entstehen Alternativen. Dann wird Authentizität gelebt.

Leider nehmen wir diese inneren Dialoge erst zu spät wahr. Unsere brillantesten Momente entgehen uns. Dann nämlich, wenn die Situation schon vorbei ist. Auf der Fahrt nach Hause von der Arbeit oder, wenn der Andere schon zur Tür raus ist, meldet sie sich, diese innere Stimme. Ihr nachzugehen, den Anderen zurückzuholen oder am nächsten Tag noch einmal auf den Nachbarn, die Frau, den Kollegen oder den Chef zuzugehen, wäre der goldene Weg in der Kommunikation. Viel zu selten tun Menschen das. Haben sich erst Mal mehrere solcher schwierigen Momente aneinander gereiht, scheint die Barriere aufeinander zuzugehen, schier unüberwindbar.

Diese Hürde gilt es in mediativen Gesprächen zu überwinden. Mit meiner Hilfe stellen Menschen fest wie leicht es sein kann und, dass sie eigentlich nicht wissen, warum sie dies nicht schon lange getan haben.