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Immer diese Inkompetenzen

Veröffentlicht am 14.08.2017

Es ist Jahrzehnte her, als ich mich dafür entschieden habe, nicht mehr über meine Inkompetenzen hinwegzusehen, sie nicht mehr hinzunehmen, ihnen das Ruder nicht mehr einfach zu überlassen. Vielleicht, weil ich von Menschen umgeben war, die sich aus Bequemlichkeit, Eitelkeit oder Feigheit eben nicht mit ihren Inkompetenzen beschäftigen wollten.

Ich gebe zu, dass ich über die Jahre zu einem echten Fan meiner Inkompetenzen geworden bin. Ich habe erkannt, dass genau dort im Verborgenen meines Wesens das größte Potenzial für Wachstum liegt. Da, wo noch so viel unausgeschöpft ist, genau da liegen meine größten Chancen.

Das war nicht immer so. Früher war ich meinen Inkompetenzen ziemlich hilflos ausgeliefert und noch heute ereilen mich Momente, in denen ich verärgert erkenne, dass sie mich jetzt genau in diesem Augenblick behindern. 

Inkompetenzen, UnbewusstesInkompetenzen, UnbewusstesIch habe mir Zeit genommen, mir meine Schwächen genau anzuschauen, sie aus allen Blickwinkeln zu betrachten. Ich habe mir die Frage gestellt, wozu sie gut sein sollen. Und ich habe Antworten gefunden. Ich habe damals begonnen, an ihnen zu arbeiten, sie zu verändern, zu formen, zu verkleinern, ihnen einen anderen Platz in meinem Leben zu geben.

Mein Kind hat mich kürzlich nach meinen Stärken und Schwächen gefragt. Ich denke, dass meine größte Stärke ist, mir meiner Schwächen bewusst zu sein, mich nicht selber anzulügen, wenn ich ihnen begegne. Ich bin bereit an ihnen jeden Tag zu arbeiten und deshalb glaube ich, sie relativ gut im Griff zu haben. Das ist der Anspruch, den ich an mich stelle. Seit ich ehrlich mit meinen Inkompetenzen umgehe, geht es mir besser. Ich habe weniger Konflikte im Leben. Ich bin professioneller in meinem Beruf. Ich fühle mich authentischer und gesünder.

Ein entscheidender Moment ist das sehr bewusste Erlebnis, wenn sich die Fronten in einem Gespräch - egal, ob privat oder beruflich - verhärten und sich nun entscheidet, wohin die Aufmerksamkeit geht. Zur Sache oder zum Ego? Früher ist sie oft zum Ego gegangen, dann wurde es noch schwieriger. Heute geht sie in der Regel zur Sache. Das ist erleichternd. Zu spüren, dass das Ego ruht, hält arbeitsfähig, lässt mich in der Kommunikation und im Kontakt zu meinem Gegenüber stabil bleiben. Das ist ein Gewinn für beide Seiten.

Das Unbewusste ist bewusst geworden. Ich habe Licht angeknipst und in die dunklen Bereiche der Persönlichkeit geblickt. Es heißt aufräumen, vor allem in den Ecken, wo man nur schwer hinkommt. Wie in einem seit Jahren zugestellten Kellerraum, gilt es erst Mal ziemlich viel aus dem Weg zu räumen, um auch in die hinteren Teile vorzudringen. Die Arbeit passiert nicht, ohne sich die Hände schmutzig zu machen. Das Risiko sich zu verletzten, besteht immer. Der Lohn liegt nicht im Jetzt, sondern in der Zukunft. Deshalb schaffen es auch nicht alle. Abwarten können, sich in Geduld üben und unermüdlich dran bleiben, sind die Zutaten für den Erfolg. Aber ich sage, es lohnt sich in jedem Fall.